Anm. der Redaktion: Reinhard rettet den Sierra des Monats. Auf den letzten Drücker hat er sein Auto für uns fotografiert.

Danke dafür Käptn Kaos !

Wie die Zeit vergeht..

Da erblickte also 1988 ein crystalblauer Ford Sierra 2.0i OHC als Stufenheck das Licht der Welt. Über seine "Eltern" ist nichts bekannt; er stolperte gleichsam ins Leben. In Österreich wurde er zur Adoption freigegeben. Scheinbar war das Verhältnis ungetrübt und so verblieb er lange, lange bei den Adoptiveltern.

Bis er 2003 (oder so) weitergereicht wurde. Eine Frau nahm sich seiner an - oder wie man heute sagen würde "sie rockte mit ihm". Nun soll das ja nix aussagen, aber Tatsache ist, dass wohl ab dieser Zeit sein Äußeres etwas - na, sagen wir mal - verlotterte. Da ein kleiner Rempler, dort eine Ecke gestreift. Ein bisserl halt, als ob "Fahren nach Gehör" stattgefunden hätte -  es wurde eben "gerockt mit ihm" - ob man es metaphorisch als "guten, harten Sex" bezeichnen könnte, bezweifle ich. Dazu gesellte sich irgendwann eine ramponierte Türe rechts hinten hinzu, eine Delle im hinteren Abschlußblech, eine mangelhafte Reparatur an der Türe links hinten, eine notdürftig korrigierte Kaltverformung vorne rechts, usw. Das Innere des Fahrzeugs wurde benutzt, aber nicht gesäubert. Die Stoßstangen teilweise gebrochen.

Und dann kam der Tag, an dem die Besitzerin des Sierras überdrüssig wurde. Klein ist die Welt und so erfuhr ich über einen Freund, dass die Freundin eines Freundes (diese Form der Erklärung gilt als "Verwirrtaktik";-)) ein Auto abstoßen wollte, das in seinen wesentlichen Teilen einem von mir Gefahrenen gute Dienste leisten könnte. Da der Preis attraktiv war, suchte ich die gute Frau und ihren Sierra auf.

Im Mai 2009.

So trafen wir also einander: der Sierra und ich. Ich maß ihn bloß mit dem Blick "läuft er?". Und das tat er. Also kaufte ich ihn und fuhr damit nach Wien. Er lief recht gut, hatte ein gültiges Pickerl (TÜV), ein Schiebedach, das allerdings nicht aufging, eine Zentralverriegelung, wobei leider der Kofferraum nicht abzuschließen war, klapperte nicht und war eigentlich technisch recht passabel. Ein paar Tage lang fuhr ich ihn täglich und je länger ich fuhr, desto mehr schwand der Gedanke des Abwrackens. Im Winter 2009 war ich eine Weile unschlüssig, ob ich ihn denn weiterverkaufen sollte, aber als das Frühjahr kam, war ich zu dem Entschluß gekommen, am Sierra das Schrauben zu erlernen. Also machte ich Inventur, was denn alles notwendig sei.
 
Bei der Pickerlverlängerung im Juli 2010 kam dann die Ernüchterung: die Abgaswerte waren dermaßen schlecht, dass ich keinen TÜV bekam. Also verlängerte sich die Liste dessen, was zu tun sei um technische Attribute wie Lamdasonde, Kat und Luftmengenmesser - einer der drei Dinge sollten wohl Ursache sein?! Und die Liste wuchs und wuchs. Die Beschaffung begann und damit auch das Umsetzen der "Renovierung". Sie ist im Forum unter "Projekte" nachvollziehbar mitsamt der oft verlangten und immer zu spät gelieferten Fotodokumentation.

Im August 2010 begann ich dann mit der Umsetzung. Ziel war, alles soweit zu sanieren, dass anschließend der Sierra lackiert werden könne. Leider verschob sich das auf November 2010. Aber letztendlich war auch dieser Punkt abgehakt. Danach kam die lange Zeit des Wartens.  Die Kälte des Winters ist keine ideale Bastelzeit in einer ungeheizten Garage.

Aber als das Frühjahr 2011 kam, da kam auch die Lust zum Schrauben. Mit ein bisserl einer Überwindung (man glaubt's ja nicht: aber durch die Pause war ein bisserl die Luft draußen aus dem Projekt). Mit Mitte April 2011 begann das "Komplettieren". Und siehe da: es gelang das Werk. Man sieht zwar, dass ich unerfahren bin,  zudem ein bisserl ein Stümper, aber insgesamt war es von Erfolg gekrönt:

im Juni 2011 schaffte ich mühelos das Pickerl (eigentlich nicht ich, sondern der Sierra, aber trotzdem). Und am 12.06.2011 kam es zur ersten Ausfahrt.  Auch sie ist fotografisch festgehalten.  Und übrigens: am tacho stehen mittlerweile 116.000 km (plus ein paar Zerquetschte).

Damit ist das Projekt vorerst für mich abgehakt. Wie's weitergeht, ist offen:

* behalte ich den Sierra oder übergebe ich ihn zu treuen Händen meinem ältesten Sohn - mit der Angst, dass er das Fahrzeug nicht entsprechend würdigt/behandelt/vielleicht z'ammhaut?
* Oder stelle ich ihn bei einem befreundeten Landwirt in der Scheune ein, auf die Gefahr nie wieder damit zu fahren, weil die Scheune weitab von meiner Wohnadresse ist?
* Oder soll ich weitere Verbesserungen vornehmen (Fahrwerk: etwas tiefer, Motor: irgendwann überarbeiten, weil irgendwie.im Standgas.das spotzt er ein bisserl - im Winter zerreiße ich ja den Lotus-Motor, danach könnte ich mich dem Sierra wieder widmen und die Erfahrung zum Teil verwerten. Aber vorher werde ich noch einen Zusatz in den Tank reinleeren, um die Einspritzanlage durchzuputzen).

Nun, das sind die Fragen, die mich jetzt ein bisserl plagen. Schau' ma amoi! Was sicher nicht passiert: dass ich das gute Stück verkaufe - es wäre mir leid drum - heute und jetzt. Aber auch das ist nicht in Beton gegossen.  Vielleicht verkaufe ich ja alle meine (Neben)Autos (Rover P6 V8,. Lotus S7 und Ford Sierrra) und lege mir stattdessen ein einziges als Zweitauto zu?!

Vorher :

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 



 
http://www.ford-sierra-scene.de • info@ford-sierra-scene.de